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"Also entschuldige bitte, aber ...“ © Clemens Schüßler/Fotolia
"Also entschuldige bitte, aber ...“ © Clemens Schüßler/Fotolia

Schulligun‘ – das verzeihe ich mir!

Frau Petry sagt, sie entschuldige sich für Herrn Gauland, andere entschuldigen sich für einen Fernsehbeitrag, ihr Unternehmen, ihr Land oder dessen Geschichte. Fremdgänger entschuldigen sich für ihre Affären und der Räuber vor Gericht beim Opfer.

Ob auf kleiner oder großer Bühne: „Ich entschuldige mich“- Auftritte liegen im Trend. Doch abgesehen davon, dass „ich entschuldige mich“ immer häufiger den Wert eines „oops“ hat: Es geht nicht. Niemand kann sich selbst entschuldigen.

Der Mensch kann sich entschulden und ich wünsche jedem Häuslebauer, dass er das schnell schafft (wäre schön auch für manchen Staat).

Entschuldigen dagegen können mich nur andere und ich darf nur darauf hoffen: Ich bitte Dich um Entschuldigung. Darf ich Sie um Verzeihung bitten?

Sich selbst zu entschuldigen geht offensichtlich leichter über die Lippen, als um Entschuldigung zu bitten: Weil ich die Spielregeln zu bestimmen meine? Weil ich mich scheinbar unabhängig mache vom Wohlwollen derer, die ich verletzt habe? Weil Demut so schwer fällt, dass ich mir selbst Absolution erteile?

Heißt „ich entschuldige mich“ nicht soviel wie „ich verzeihe mir“?

Tatsächlich wird die Bitte um Entschuldigung oft nur noch als Vorwurf geäußert: „Also entschuldige bitte, aber …“

Gleichzeitig entschuldigt man sich gern für andere (Parteimitglied/Unternehmen/Land/vorherige Generationen) – klar, auch das fällt leicht, denn ich muss nicht persönlich den Kopf senken. Nicht einmal für das, was unentschuldbar ist.

Oder wagen wir einfach nicht, auf das Wohlwollen anderer zu hoffen? Kurt Tucholsky vermutete gar: „Jeder schließt von sich auf andere und vergisst, dass es auch anständige Menschen gibt.“

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